Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der von Adolf Hitler seit langem geplante Krieg um "Lebensraum im Osten". In Deutschland löste der Kriegsbeginn trotz der massiven NS-Propaganda vor allem Bedrückung aus. Viele Menschen blickten angstvoll in die Zukunft, den meisten Erwachsenen waren die Erinnerungen an die katastrophalen Folgen des Ersten Weltkrieges noch zu präsent. Die Erfolge der Wehrmacht auf den Kriegsschauplätzen erzeugten in der Heimat jedoch schnell eine spürbare Siegeseuphorie, die auch in den ersten Monaten nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 noch anhielt. Dieses kollektive Stimmungshoch in dem halb Europa beherrschenden Deutschen Reich stand im krassen Kontrast zu der allgemeinen Perspektiv- und Trostlosigkeit, die nur wenige Jahre später im besiegten, besetzten und weitgehend zerstörten Deutschland vorherrschten.
Die Vorbereitung des Krieges
Das NS-Regime erfreute sich nach 1933 vor allem aufgrund sozialpolitischer Maßnahmen und außenpolitischer Erfolge wachsender Zustimmung in der deutschen Bevölkerung. Die meisten Menschen in Deutschland, aber auch im Ausland konnten oder wollten jedoch angesichts der Erfolge Hitlers dessen wahre Absichten nicht erkennen: Nur vier Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler hatte Hitler am 3. Februar 1933 vor den ranghöchsten Offizieren der Reichswehr über die gewaltsame Eroberung von "Lebensraum im Osten" gesprochen. Voraussetzung dafür war ein Krieg gegen Polen. Die deutsche Bevölkerung müsse von nun an auf einen Krieg eingestellt werden, forderte Hitler von der deutschen Presse einen Tag nach dem "Novemberpogrom" von 1938, das eine Vorstellung von dem aufkommen ließ, wozu die Nationalsozialisten fähig waren. Dennoch wurden Hitlers Äußerungen, nach denen ein neuer Krieg in Europa mit der "Vernichtung des Judentums" enden würde, kaum ernst genommen. Seinen 50. Geburtstag vor Augen, wollte Hitler den Krieg möglichst bald, noch auf der Höhe seiner "Schaffenskraft", führen. Nachdem Deutschland Verhandlungen mit der Sowjetunion begonnen und am 23. August 1939 in Moskau einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag unterzeichnet hatte, war vielen Deutschen klar, dass mit dem Pakt der jahrelangen "Todfeinde" ein Krieg unmittelbar bevorstehen könnte. Die Benutzung des Begriffes "Krieg" war vom NS-Regime nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 aber ausdrücklich untersagt: Die NS-Propaganda sprach von einer "Strafaktion" wegen angeblicher Provokationen und Grenzverletzungen Polens.
Die Phase der "Blitzkriege"
Die hochgerüstete Wehrmacht besiegte die polnischen Truppen innerhalb von fünf Wochen. Frankreich und Großbritannien erklärten als Verbündete Polens dem Deutschen Reich zwar den Krieg, griffen aber militärisch nicht ein. Am 17. September fiel gemäß der Geheimvereinbarung im "Hitler-Stalin-Pakt" auch die Rote Armee von Osten her in Polen ein, damit war die Teilung des Landes besiegelt. Kriegsführung und deutsche Besatzungspolitik in Polen standen ganz im Zeichen der NS-Rassenideologie: Sie nahmen keinerlei Rücksicht auf die dort lebende Bevölkerung, für die Willkür und Repressionen nun zum Alltag gehörte. Der Terror in Polen richtete sich in besonderem Maße auch gegen die jüdische Bevölkerung, die in Ghettos zusammengepfercht wurde. Der deutsche Überfall auf Polen bildete den Auftakt zu einem zweiten Weltkrieg mit Kämpfen zunächst in Nord- und Westeuropa, die Adolf Hitler aus strategischen Gründen zu vermeiden gehofft hatte. Nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens begann am 10. Mai 1940 mit der deutschen Westoffensive die Eroberung der Benelux-Staaten und Frankreichs. Was von 1914 bis 1918 nicht gelungen war, erreichte die Wehrmacht in rund sechs Wochen: Am 14. Juni wurde Paris nahezu kampflos besetzt, rund eine Woche später kapitulierte Frankreich. Zugute geschrieben wurde der unerwartet schnelle Sieg über den "Erbfeind" Adolf Hitler persönlich: Im Sommer 1940 stand er als "Größter Feldherr aller Zeiten" auf dem Höhepunkt seiner Popularität.
Im Krieg gegen Großbritannien stieß die Wehrmacht dann aber zum ersten Mal auf einen für sie völlig unerwartet hohen Widerstand. Die deutsche Führung wartete trotz der massiven Luftoffensiven mit Zehntausenden Opfern vergeblich auf die Kapitulation der Briten, die Premierminister Winston Churchill auf einen mit "Blut, harter Arbeit, Tränen und Schweiß" verbundenen Durchhaltewillen eingeschworen hatte. Die Pläne zur Eroberung Großbritanniens mussten nach hohen Verlusten für die deutsche Luftwaffe im Frühjahr 1941 aufgegeben werden. Zur gleichen Zeit leistete Deutschland dem von britischen Truppen bedrängten Bündnispartner Italien in Nordafrika und auf dem Balkan militärische Unterstützung. Damit sollte die strategische Ausgangslage vor dem beabsichtigten Krieg gegen die Sowjetunion gesichert werden.
Der Krieg gegen die Sowjetunion und der Völkermord
Den seit langem geplanten Feldzug im Osten proklamierte das NS-Regime als Kampf gegen den "jüdischen Bolschewismus". Die vom deutschen Überfall am 22. Juni 1941 offensichtlich völlig überraschten sowjetischen Truppen zogen sich unter erheblichen Verlusten weit zurück. Mit schnellen Panzervorstößen gelangen der Wehrmacht gewaltige Raumgewinne, Ende 1941 stand sie siegesgewiss vor Moskau. Im Schnee und Frost stoppten aber Gegenoffensiven der Roten Armee einen weiteren Vormarsch auf die Hauptstadt. Der Krieg im Osten radikalisierte den Zweiten Weltkrieg in jeder Hinsicht: Er war von den Deutschen als Vernichtungskrieg geplant, und als solcher wurde er von Beginn an geführt. Im Vordergrund standen die Eroberung von "Lebensraum" sowie die Ausbeutung der eroberten Gebiete und der dort lebenden Menschen als Zwangsarbeiter. Der Terror gegen die Zivilbevölkerung wurde zum alltäglichen Instrument der Kriegsführung. Gefangene Rotarmisten waren ganz gezielt dem Hungertod preisgegeben. "Einsatzgruppen" ermordeten im rückwärtigen Frontgebiet systematisch die jüdische Bevölkerung, aber auch Sinti und Roma sowie kommunistische Funktionäre. Nachdem die NS-Führung im Sommer 1941 den Völkermord an den Juden beschlossen hatte, wurden Hunderttausende aus Europa in die dafür errichteten Vernichtungslager deportiert und ermordet. Nach der "Wannsee-Konferenz" vom Januar 1942 setzte der NS-Staat alle Mittel ein, um den Völkermord europaweit zu koordinieren und systematisch durchzuführen. Während die Vernichtungsmaschinerie ihren Höhepunkt noch nicht überschritten hatte, war die militärische Niederlage Deutschlands 1942 längst absehbar.
Die Kriegswende
Das Deutsche Reich kämpfte ab 1942 gegen eine feste Koalition aus den USA, Großbritannien und der Sowjetunion. Deren überlegene Kampfkraft bestimmte das Kriegsgeschehen immer eindeutiger. Zwar gelangen der Wehrmacht im Sommer 1942 noch einmal große Geländegewinne im südlichen Frontabschnitt der Sowjetunion, jedoch begann schon wenig später ihr erzwungener Rückzug nach Westen. Die deutsche Herrschaft in Europa begann 1943 zu bröckeln. Zum Symbol der Kriegswende im Osten wurde Stalingrad, wo die verlustreiche Niederlage der Wehrmacht zu Jahresbeginn 1943 die Moral von vielen Deutschen zutiefst erschütterte. Unter dem unmittelbaren Eindruck der Katastrophe in Stalingrad proklamierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 den "Totalen Krieg": Die "opferbereite Heimatfront" sollte mit der Mobilisierung der letzten personellen und materiellen Ressourcen noch einmal zu Höchstleistungen angespornt werden. Gleichzeitig schlug der Krieg immer öfter auf Deutschland zurück. Mit systematischen Flächenbombardierungen reiner Wohnviertel fernab von Militär- und Industrieanlagen wollten Briten und Amerikaner die Moral der Deutschen brechen. Die gezielten Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung steigerten aber zumeist deren Durchhaltewillen und den Hass auf den Feind.
Je näher die Alliierten auf die Reichsgrenzen vorrückten, desto stärker entfachte die NS-Propaganda den Widerstandswillen der Bevölkerung gegen die "rasende Rachsucht" der Roten Armee. Diese stand im Sommer 1944 etwa dort, von wo aus die Wehrmacht drei Jahre zuvor den Angriff auf die Sowjetunion begonnen hatte. Trotz der unabwendbaren Niederlage wurden noch Hunderttausende Soldaten sowie Volkssturmkämpfer in militärisch sinnlose Schlachten geschickt. In ihrem ungebrochenen Fanatismus befahl die militärische Führung den Soldaten, unhaltbare Stellungen bis zur sprichwörtlich letzten Patrone zu verteidigen.
Das Kriegsende
Riesige Trecks von Flüchtlingen vor sich her treibend, erreichte die Rote Armee im Januar 1945 die Oder und Neiße. Drei Monate später verlief die Ostfront entlang der Außenbezirke von Berlin. Im Westen marschierten die Alliierten nach der Landung in der Normandie im Juni 1944 weitgehend nach Plan vor. Anfang September 1944 war Frankreich vollständig befreit, wenig später stieß ein amerikanischer Spähtrupp bei Trier erstmals auf Reichsgebiet vor. Nachdem die letzte deutsche Offensive in den Ardennen im Winter 1944/45 gescheitert war, besetzten alliierte Truppen große Gebiete des Deutschen Reiches im Westen. Hier wurden sie von der Bevölkerung zumeist freundlich begrüßt. Die Menschen waren erleichtert, dass Amerikaner, Briten und Franzosen und keine Rotarmisten als Besatzer einrückten.
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endeten am 8. Mai 1945 der von Deutschland entfachte Krieg und die zwölfjährige NS-Herrschaft. Die meisten Deutschen, sofern sie nicht aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen verfolgt oder inhaftiert worden waren, empfanden die Kapitulation nicht als Befreiung, sondern als Zusammenbruch. Aber auch bei ihnen herrschte Erleichterung über das Ende des Krieges, der weltweit über 50 Millionen Menschenleben forderte. Für viele Deutsche stand das Kriegsende im Zeichen von Ungewissheit und Angst vor der Zukunft. Angst hatten die Menschen vor einem Frieden, der Deutschland diktiert werden könnte, und vor harten Strafen für begangene Verbrechen in Europa. Viele NS-Funktionäre wählten in den letzten Kriegstagen deshalb den Freitod. Andere Männer und Frauen begingen Selbstmord, weil der bis zuletzt propagierte "Endsieg" ausblieb und sie nach 1918 eine erneute Kriegsniederlage Deutschlands nicht ertragen konnten. Millionen Flüchtlinge, Ausgebombte und Kriegswaisen begaben sich 1945 in einem durch Verlust und Zerstörung veränderten Deutschland auf die schwierige Suche nach einer neuen Heimat.
In allen kriegsbeteiligten Staaten hinterließ der Zweite Weltkrieg Spuren und gesellschaftliche Risse, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Entlang der Frontverläufe waren Dörfer, Städte, Infrastrukturen und Versorgungseinrichtungen zerstört oder beschädigt, Überlebende traumatisiert. Wohnraummangel, Versorgungsschwierigkeiten sowie Seuchen und Hungersnöte mit ungezählten Toten herrschten in weiten Teilen Europas, wo die Menschen angesichts der Kriegsfolgen und wirtschaftlichen Krisen einer unsicheren Zukunft entgegenblickten.