Mit der Einnahme von Schlüsselburg (heute: Petrokrepost) am Ladoga-See durch die Wehrmacht war Leningrad (heute: St. Petersburg) Anfang September 1941 von sämtlichen Landverbindungen abgeschnitten. Während deutsche Divisionen von Süden und Osten vorrückten, stießen verbündete finnische Truppen von Norden vor. Die Erstürmung Leningrads - das ausgegebene strategische Ziel für die Heeresgruppe Nord unter Wilhelm Ritter von Leeb zu Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion - wurde jedoch von Adolf Hitler abgebrochen. Statt zäher und verlustreicher Straßenkämpfe befahl er die Belagerung der zweitgrößten sowjetischen Stadt, um die Bevölkerung auszuhungern.
Nahezu ununterbrochen war Leningrad in den folgenden Wochen dem Beschuss deutscher Artillerie und der Bombardierung der Luftwaffe ausgesetzt. Verteidigt wurde die Stadt von der Roten Armee, die unter Beteiligung von nahezu einer halben Million Einwohner stark befestigte Stellungen, Barrikaden und Panzersperren errichtet hatten. Bei der Verteidigung Leningrads setzte die Rote Armee erstmals im Zweiten Weltkrieg den gefürchteten Geschosswerfer "Stalinorgel" ein. Die 900 Tage anhaltende Belagerung wurde für die Sowjets zum Symbol ihres verbissenen Widerstandswillens.
Mangelerscheinungen, Seuchen und Krankheiten bestimmten den Alltag der eingeschlossenen Leningrader. 450 Gramm Brot täglich erhielt ein Arbeiter zu Beginn der Blockade für seine Lebensmittelkarte, zwei Monate später nur noch die Hälfte. Katzen, Hunde und Ratten dienten ebenso als Nahrung wie Rinden oder essbares Sägemehl. Viele versuchten durch Überfälle und Raub von Lebensmitteln oder Kannibalismus dem qualvollen Hungertod zu entgehen, den Zehntausende monatlich starben. Zu den Entbehrungen gesellten sich in den Wintermonaten eisige Temperaturen von minus 40 Grad. Die Leichen der Erfrorenen, an Hunger und Erschöpfung Gestorbenen oder an der Front Gefallenen türmten sich an den Stadträndern. Erst mit Beginn des Tauwetters erlaubte der gefrorene Boden die Bestattung in Massengräbern. Der Frost ermöglichte im Winter aber auch die notdürftige Versorgung der Stadt von Lednewo über die Eisflächen des zugefrorenen Ladoga-Sees. Gleichzeitig konnten auf diesem Weg Hunderttausende Menschen aus der Stadt evakuiert werden.
Dem täglichen Überlebenskampf fielen bis Ende Januar 1944 zwischen 800.000 und eine Million Einwohner zum Opfer. Erst mit der Winteroffensive von 1943/44 gelang es der Roten Armee, die Belagerung des zur "Heldenstadt" erklärten Leningrad zu beenden.