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Die Schlacht bei Amiens 1918

Etwa zeitgleich mit Beginn der deutschen Frühjahrsoffensive 1918 kam in Deutschland das Werbeplakat zur 8. Kriegsanleihe heraus. Nach dem „Sieg im Osten“ forderte es dazu auf, noch einmal alle Kräfte aufzubieten und einen „letzten Hieb“ zu führen, um auch auch an der Westfront die Kriegsentscheidung endlich zu erzwingen. Tatsächlich gelang es den deutschen Armeen im Frühjahr 1918, erstmals seit 1914 die Front in Bewegung zu setzen und großflächige Geländegewinne zu machen. Die durch die Propaganda geförderte Begeisterung schlug jedoch schnell in Enttäuschung um, als die Offensive im Sommer 1918 scheiterte. Die deutschen Soldaten waren seit Langem unterernährt, erschöpft, ausgezehrt. Zudem hatten die deutschen Angriffe 1918 enorme Verluste gefordert. Kaum ein erfahrener Soldat glaubte noch an den Sieg. Mit Beginn der alliierten Gegenangriffe bei Villers-Cotterêts und Amiens begann der Weg zurück. Erstmals ergaben sich deutsche Soldaten massenhaft in Kriegsgefangenschaft, auch wenn die Front hielt und die deutsche Armee kämpfend zurückwich. Doch mit ihren Offensiven gelang nun der Entente der entscheidende „letzte Hieb“ gegen die deutsche Armee.

Die Alliierten leiteten ihre Offensive in Villers-Cotterêts am 18. Juli erfolgreich mit Panzerangriffen ein. Die deutschen Einheiten wurden von der Marne verdrängt, ihr geordneter Rückzug verhinderte jedoch einen Durchbruch der Alliierten. Bei Amiens begannen am 8. August 1918 insgesamt 35 alliierte Divisionen einen weiteren Vorstoß auf die deutsche Front. Die 20 britischen Divisionen setzten dabei 360 schwere Tanks vom Typ "Mark V Star" und 96 leichte Panzerwagen vom Typ "Whippet" ein, die eine Geschwindigkeit von über 12 km/h erreichten. Die 15 französischen Divisionen verfügten über 90 Tanks und hatten mit etwa 1.000 Kampfflugzeugen die eindeutige Luftüberlegenheit. Dem zusätzlich von amerikanischen Hilfstruppen gestützten Sturmangriff hatten die Deutschen kaum etwas entgegenzusetzen, in ihre Frontlinie wurde ein tiefer Keil getrieben. Dabei zeigte sich vor allem, dass die Kampfmoral der deutschen Soldaten gebrochen war, die sich verausgabt hatten und zu Tausenden resigniert ergaben. So geschwächt wurden viele Opfer der Grippe, die seit Frühjahr 1918 alle Armeen heimsuchte.

Angesichts der schweren Niederlage nach dem Durchbruch von Amiens war die Oberste Heeresleitung (OHL) überzeugt, dass der Krieg mit militärischen Mitteln nicht mehr zu gewinnen war. Am 29. September 1918 gestand Ludendorff gegenüber der Reichsregierung die Ausweglosigkeit der militärischen Lage ein und forderte sofortige Waffenstillstandsverhandlungen auf Basis des 14-Punkte-Programms des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson sowie eine umgehende "Parlamentarisierung" des Deutschen Reiches.

Sven Lüken
1. September 2014

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