• 20051322

    Hitler und Göring vor dem Gedenkstein für den Waffenstillstand von 1918

> Der Zweite Weltkrieg > Kriegsverlauf

Der Waffenstillstand in Compiègne 1940

Am 17. Juni 1940 ersuchte Henri Philippe Pétain bei der Führung des Deutschen Reichs um Waffenstillstand, nachdem er am Tag zuvor Paul Reynaud als französischen Ministerpräsidenten abgelöst hatte. Dem aus zahlreichen Kämpfen des Ersten Weltkrieges verdienten 85jährigen Marschall Pétain war bewusst, dass sein Land nur fünf Wochen nach Beginn der deutschen Westoffensive den Kampf verloren hatte. Der deutschen Wehrmacht gelang damit unter geringen Verlusten innerhalb kürzester Zeit, was die kaiserliche deutsche Armee zwischen 1914 und 1918 im verheerenden Stellungskrieg vergeblich versucht hatte.

 

Der Waffenstillstand wurde am 22. Juni 1940 von den Generalen Wilhelm Keitel und Charles Huntziger (1880-1941) im Wald von Compiègne unterzeichnet. Ganz bewusst suchte Adolf Hitler diesen Ort für die Unterzeichnung der Dokumente aus, wo am 11. November 1918 schon der Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges unterzeichnet worden war. Den historischen hölzernen Salonwagen, in dem der französische Marschall Ferdinand Foch den Deutschen damals die Bedingungen diktiert hatte, ließ er eigens aus dem Museum von Compiègne zu derselben Stelle im Wald bringen. Die Weltpresse lud Hitler zu dem Schauplatz ein, wo er Revanche für die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und für die von den meisten Deutschen empfundene nationale "Schmach" des Versailler Vertrages zu nehmen gedachte.

Allerdings fielen die von Hitler konzipierten Waffenstillstandsbedingungen gemäßigter aus, als es von den Franzosen befürchtet worden war. Die Nordhälfte Frankreichs unter Einschluss der Industriegebiete sowie der französischen Kanal- und Atlantikküste bis zur spanischen Grenze unterstand ab Sommer 1940 einem deutschen Besatzungsregime, die Südhälfte der Vichy-Regierung, die begrenzte Selbständigkeit erhielt. Das französische Kolonialreich blieb unangetastet. Zur Wahrung der inneren Ordnung durfte Frankreich ein Heer von 100.000 Mann unterhalten. Elsass und Lothringen wurden der Zivilverwaltung der angrenzenden deutschen Gaue unterstellt und faktisch, wenn auch nicht staatsrechtlich, vom Deutschen Reich annektiert.

Mit dem Waffenstillstand gab Hitler der französischen Regierung kaum Gründe, die sie hätten bewegen können, den Krieg gegen Deutschland von ihren Kolonien aus fortzusetzen. Auch wollte er Großbritannien signalisieren, dass er nicht die Ausbeutung oder Vernichtung Frankreichs anstrebe. Hitlers Intention, den britischen Premierminister Winston Churchill dadurch bewegen zu können, auf ein deutsches Friedensangebot an Großbritannien einzugehen, erfüllte sich hingegen nicht. Am 16. Juli 1940 befahl er daher die Vorbereitungen zur Invasion in England.

Arnulf Scriba
19. Mai 2015

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