Im Zweiten Weltkrieg versorgten die Propagandakompanien (PK) der Wehrmacht die Medien in Deutschland und den besetzten Gebieten, aber auch im neutralen sowie verbündeten Ausland, mit Bild-, Film- und Tonmaterial. Hunderte Fotografen, Kameramänner und Journalisten waren bis 1945 in den PK aktiv. Ihre Fotografien und Filmaufnahmen prägen bis heute unser Bild des Krieges, und nicht Wenige konnten ihre Karrieren in der Nachkriegszeit bruchlos fortsetzen.
Ausgehend von den Erfahrungen der deutschen Propaganda im Ersten Weltkrieg legte die NS-Führung, allen voran Adolf Hitler und Propagandaminister Joseph Goebbels, besonderen Wert auf die psychologische Kriegführung. Beide waren sich mit dem Militär darin einig, dass die deutsche Propaganda versagt hätte und führten die Niederlage auf einen Zusammenbruch der Heimatfront zurück. Wichtigstes Ziel der nationalsozialistischen Kriegspropaganda sollte daher die Wirkung nach innen sein, sie sollte die enge Verbindung zwischen Front und Heimat darstellen, während die „Feindpropaganda” in den ersten Überlegungen zunächst noch zweitrangig war.
1938 unterzeichneten Propagandaminister Joseph Goebbels und Wilhelm Keitel, Leiter des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), ein „Abkommen über die Durchführung der Propaganda im Kriege”. Vorausgegangen waren langwierige Planungen und Verhandlungen, da Wehrmacht und Ministerium unterschiedliche Auffassungen darüber vertraten, wie die moderne Kriegspropaganda organisiert werden sollte: So lehnte das Militär den Einsatz von Zivilisten in Einsatzgebieten ab, während das Propagandaministerium der Meinung war, kämpfende Soldaten könnten keine guten „geistigen Kämpfer” sein.
Auf Grundlage dieses Abkommens und der im August desselben Jahres erstellten Durchführungsbestimmungen wurden 1938 die ersten vier Propagandakompanien gegründet und im Oktober beim deutschen Einmarsch in das Sudetenland eingesetzt. Die dabei gemachten Erfahrungen führten schließlich zur Ausbildung der Strukturen, die bis Kriegsende 1945 den Einsatz dieser Einheiten bestimmten: Die PK unterstanden der militärischen Befehlsgewalt der Wehrmacht, inhaltliche Weisungen kamen vom Propagandaministerium, das auch über Auswahl und Zensur des zu veröffentlichenden Materials entschied.
Der Kriegsberichter als Soldat
Mit den PK war ein völlig neuer Typ des Kriegsberichterstatters installiert: der Kriegsberichter - wie die neue Bezeichnung lautete - als Soldat. „Der PK-Mann ist kein Berichterstatter im herkömmlichen Sinne, sondern ein Soldat. Neben Pistole und Handgranate führt er noch andere Waffen mit sich: die Filmkamera, die Leica, den Zeichenstift oder den Schreibblock. Er ist in der Truppe ausgebildet worden, er lebt als Soldat unter Soldaten, kennt ihr Milieu, weil es das seine ist, spricht ihre Sprache, denkt in ihrem Denken und fühlt in ihrem Fühlen”, wie Joseph Goebbels 1941 ausführte. Entsprechend mussten die Mitglieder der PKs auch eine militärische Grundausbildung durchlaufen. Daneben gab es auch Lehrgänge zu technischen und ideologisch-inhaltlichen Aspekten der Einsätze an der Front.
1939 gab es bereits 13 solcher Einheiten, die jeweils dem Heer, der Luftwaffe und der Kriegsmarine zugeordnet waren, und ab Januar 1940 hatte die SS ihre eigene Propagandakompanie, wie auch die Organisation Todt und das Rote Kreuz. 1942 dienten 15.000 Menschen in den inzwischen 54 PK. Diese Zahlen wurden erst 1943 aufgrund der militärischen Lage wieder reduziert. Neben den „Filmberichtern”, „Bildberichtern”, „Wortberichtern” und „Rundfunkberichtern” gehörten auch Kriegsmaler und -zeichner zu den PK. Sie alle hatten die Aufgabe, Bilder und Aufnahmen vom Kriegsgeschehen zu liefern, die das „unmittelbare Erlebnis der Front“ vermitteln sollten und vor allem auf Emotionalität abzielten - aus dem eigenen Erleben des Kriegsberichters heraus. Neben Zeitschriften wie etwa der populären „Berliner Illustrirten Zeitung“ oder der im selben „Deutschen Verlag“ erscheinenden, für das Ausland produzierten „Signal“ waren vor allem auch die Wochenschauen ein wichtiges Vermittlungsmedium der Kriegspropaganda. Die Werke der Maler und Zeichner wurden in zahlreichen (Wander-)Ausstellungen gezeigt oder waren in den „Großen Deutschen Kunstausstellungen” in München präsent. Zu den Aufgaben der Propagandakompanien im Krieg gehörte schließlich neben der „Heimatpropaganda“ auch die sogenannte Aktivpropagandagegen den Feind, etwa in Form von Flugblättern, sowie Truppenbetreuung, vor allem im Filmbereich.
Vermittlung von Feind- und Fremdbildern
Die an der Front entstandenen Bilder und Aufnahmen der Kriegsberichter durchliefen vor ihrer Veröffentlichung eine strenge Zensur durch das Propagandaministerium. Erst mit dessen Freigabe konnte das Material verwendet werden. Das Ministerium steuerte bereits im Vorfeld die inhaltliche Ausrichtung der PK, und Joseph Goebbels persönlich legte die jeweiligen Schwerpunkte der Berichterstattung fest. So entstanden nicht nur Bilder vom Kriegsgeschehen – die allerdings die Mehrheit ausmachten –, sondern auch Aufnahmen, die dezidiert der Vermittlung von Feind- und Fremdbildern dienten, wie etwa Fotografien aus dem Warschauer Ghetto oder von sowjetischen Kriegsgefangenen. Sie spiegelten die Rassepolitik des NS-Regimes und wurden gezielt eingesetzt, um die „rassische Überlegenheit” der Deutschen zu visualisieren oder den Krieg gegen die Sowjetunion als zu legitimieren. Dabei entfalteten viele Aufnahmen die beabsichtigte propagandistische Wirkung besonders durch entsprechende Kontextualisierungen, Betextungen und Kommentare.
Nachkriegskarrieren
Zahlreiche Künstler, Fotografen und Journalisten, die in Propagandakompanien gedient hatten, arbeiteten auch nach 1945 weiter; allen voran Lothar-Günther Buchheim (1918-2007), der seine Erlebnisse als Kriegszeichner einer Marine-Propagandakompanie in dem erfolgreichen Roman „Das Boot“ von 1973 verarbeitete. Aber auch zahllose Fotografen – wie beispielsweise Gerhard Gronefeld (1911-2000), Max Ehlert (1904-1979), Arthur Grimm (1908- nach 1990), Hilmar Pabel (1910-2000) oder Hanns Hubmann (1910-1976) – publizierten in der westdeutschen Nachkriegspresse – mit, aber auch ohne Entnazifierungsprozess. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Das filmische und fotografische Erbe der PK wird heute im Bundesarchiv aufbewahrt, dort sind etwa 1,4 Millionen Negative sowie fast alle deutschen Wochenschauen überliefert.