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Die Seeblockade

Die Hauptaufgabe der britischen Home Fleet im Krieg war neben der Sicherung der eigenen Seeverbindungen und der Abwehr von deutschen Invasionsversuchen die Bildung einer Seeblockade, um der importabhängigen Wirtschaft der Mittelmächte die Nachschubzufuhr abzuschnüren. Direkt nach Kriegsbeginn erließ Großbritannien ein Handelsverbot gegen Deutschland. Zur Durchsetzung wurde zwischen den Shetland-Inseln und Südnorwegen sowie im Kanal bei Dover eine durch Minen und Patrouillenschiffe gesicherte Fernblockade in der Nähe der englischen Flottenbasen errichtet. 

Die deutsche Seekriegsleitung unter Alfred von Tirpitz war von einer Nahblockade der deutschen Häfen ausgegangen, gegen die ein Durchstoß der deutschen Hochseeflotte gedacht war. Gegen die Fernblockade war ein Angriff jedoch überaus riskant, daher blieben die deutschen Schiffe defensiv und unternahmen keinen Vorstoß zur Öffnung der Blockade. Dennoch erreichten im Verlauf des Jahres 1914 noch umfangreiche Rohstofflieferungen das Deutsche Reich, so dass die Briten die Blockadebestimmungen verschärften und die Liste der Güter, die von neutralen Schiffen beschlagnahmt wurden, ständig erweiterten. Am 2. November 1914 erklärte die britische Admiralität die gesamte Nordsee zum Kriegsgebiet und legte für die neutrale Schifffahrt dort bestimmte Routen fest, um sie leichter zur Kontrolle in englische Häfen zu zwingen. Mit militärischem und diplomatischem Druck wurden die meisten der neutralen Staaten gezwungen, die britische Kontrolle über den Seehandel zu akzeptieren. 

Diese Maßnahmen verstießen zwar gegen das Völkerrecht, doch konnte sich Großbritannien durch zahlreiche Vereinbarungen mit den neutralen Staaten einen offenen Protest weitgehend entziehen. Obwohl Lieferungen an die Mittelächte nie ganz unterdrückt werden konnten, war die Seeblockade sehr wirksam und führte im Deutschen Reich zu bedrohlichem Rohstoffmangel und zu Lebensmittelknappheit. Aufgrund der Aussichtslosigkeit, die britische Sperre im offenen Seekrieg zu bekämpfen, forderte die deutsche Marineleitung bald den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Die wirtschaftliche Kriegführung wurde damit von beiden Seiten gezielt auch gegen die Bevölkerung eingesetzt, um den militärischen Erfolg zu erzwingen. Insgesamt erwies sich die britische Seeblockade dabei als sehr wirksame und dauerhafte Waffe gegen die deutsche Wirtschaft und gegen die notleidende Bevölkerung, für die sie zur "Hungerblockade" wurde. Auch nach dem Waffenstillstand von Compiègne im November 1918 setzten die Briten die Blockade fort, was die Verbitterung in Deutschland noch zusätzlich steigerte.

Manfred Wichmann
14. September 2014

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