Im Juni 1944 verfügte die deutsche Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Ernst Busch (1885-1945) über nur noch 40 Divisionen mit rund 500.000 Soldaten. Immer wieder wies Adolf Hitler jedoch die dringenden Vorschläge der Wehrmachtsführung zurück, einen von der Heeresgruppe Mitte um Witebsk, Orscha, Mogilew und Bobruisk weit nach Osten gebildeten, 1.000 Kilometer langen Frontbogen aus strategischen Gründen zurückzunehmen. Zwei Wochen nach Eröffnung einer Westfront durch die alliierte Invasion in Frankreich begann die Rote Armee am 22. Juni 1944 an der Ostfront eine Großoffensive gegen die Heeresgruppe Mitte. Den rund 6.000 sowjetischen Flugzeugen vermochte die deutsche Seite nur rund 600 einsatzbereite entgegenzustellen.
Nach dem Frontdurchbruch setzten 1,2 Millionen sowjetische Soldaten mit 4.000 Panzern zwischen Witebsk und Bobruisk zu einer Zangenbewegung an, die zur Einkesselung der deutschen 4. und 9. Armee sowie der 3. Panzerarmee führte. Innerhalb weniger Tage stieß die Rote Armee über 300 Kilometer nach Westen vor. Am 3. Juli befreite sie Minsk, zehn Tage später Wilna. Als Buschs Nachfolger Generalfeldmarschall Walter Model den Vorstoß Ende Juli auf der Linie Kowno - Brest-Litowsk kurzzeitig aufhalten konnte, hatte die Heeresgruppe Mitte praktisch aufgehört zu existieren. Rund 350.000 deutsche Soldaten waren innerhalb von vier Wochen gefallen oder in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten. Nach der für die Wehrmacht vernichtenden Niederlage strömte die Rote Armee durch eine über 400 Kilometer breite Lücke nach Ostpreußen und Warschau. Am 24. Juli eroberte die 1. Weißrussische Front Lublin. Bereits einen Tag zuvor gelang es ihr, das Vernichtungslager Majdanek zu befreien, bevor die Deutschen Krematorien, Gaskammern und andere Zeugnisse der Massenvernichtung beseitigen konnten.
Der Angriff auf Warschau kam Ende Juli 25 Kilometer vor der Stadt zum Stehen. An einer Unterstützung des nationalpolnischen Warschauer Aufstands durch sowjetische Truppen besaß Josef W. Stalin kein Interesse. Vielmehr war ihm daran gelegen, nach der Einnahme der polnischen Hauptstadt das kommunistische "Lubliner Komitee" als willfährige Regierung Polens zu installieren.
Im Norden schnitt die 1. Baltische Front die Heeresgruppe Nord von sämtlichen Landverbindungen nach Ostpreußen ab, nachdem sie in die Lücke zwischen den Heeresgruppen Mitte und Nord südlich von Dünaburg vorstieß und Ende Juli 1944 die Rigaer Bucht erreichte. Bis Mitte Oktober zog sich die Heeresgruppe Nord nach Kurland zurück, wo sie sich in verlustreichen Kurlandschlachten bis zur deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 hielt.
Da die Rote Armee aufgrund des raschen Vormarschs im Herbst 1944 zum Teil unter erheblichen Nachschubproblemen litt, stabilisierte sich die Ostfront bis zur sowjetischen Winteroffensive 1945. Eine Mitte Oktober auf das ostpreußische Königsberg angesetzte sowjetische Offensive konnte bis Anfang November von deutschen Truppen zwar zurückgeschlagen werden, in Südosteuropa schritt der sowjetische Vormarsch mit der Eroberung des gesamten Balkanraums hingegen unaufhaltsam voran. Die Besetzung von Rumänien und Bulgarien sowie von ungarischen Gebieten bis Oktober 1944 machten die Räumung des von der Wehrmacht besetzten Griechenlands notwendig. Über Albanien und Serbien zog sich die Heeresgruppe E bis zum Frühjahr 1945 in das verbündete Kroatien zurück.