> Kaiserreich > Industrie und Wirtschaft

Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft Berlin

Im Jahr 1879 entwickelte der amerikanische Techniker und Erfinder Thomas Alva Edison (1847-1931) eine elektrische Glühlampe, die Kohlefadenlampe. Ähnlich wie beim Telephon und beim Telegraphen kam es auch hier zu Prioritätsstreitigkeiten, denn eine ganze Reihe von Forschern beanspruchte die Erfindung des Glühlichtes für sich. So prozessierte die englische Firma "Swan United Electric Light Corporation" jahrelang gegen Edison, hatte Josef Wilson Swan (1828-1914) seine Glühlampe doch bereits 1878 patentieren lassen. Der Berliner Unternehmer Emil Rathenau (1838-1915) erkannte frühzeitig die Zukunftschancen der Elektrotechnik. Er erwarb 1881 die Lizenz auf die Edison-Patente und gründete 1883 die Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Electricität, aus der 1887 die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) hervorging.

Elektrische Beleuchtung, elektrische Bahnen und elektrische Kraftmaschinen traten ihren triumphalen Vormarsch an und drückten den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg ihren Stempel auf. Für die elektrischen Firmen (allen voran die AEG und Siemens & Halske) wurde der Verkauf der für die Erzeugung, Übertragung und Nutzung der Energie benötigten Einrichtungen und Geräte, der Kraftwerksanlagen, Turbinen, Generatoren, Transformatoren, Motoren, Zähler, Kabel, das große Geschäft der Zukunft. Überdies lag der Verkauf der Energie selbst in ihren Händen, denn das Stromlieferungsgeschäft war bald das Monopol zentraler Elektrizitätswerke, die wiederum Tochtergesellschaften der elektrotechnischen Firmen waren.

Auch die neuen Fertigungsmethoden, die dem amerikanischen Vorbild folgten, waren in Deutschland geradezu revolutionär. Die für die Herstellung eingesetzten Arbeitsmaschinen wurden ebenso standardisiert wie die Produkte; die Fabrikarbeit wurde rationalisiert. Ordnung und Überschaubarkeit charakterisierten die Fertigungshallen. Die zumeist angelernten Arbeiter und Arbeiterinnen standen oder saßen in Reih und Glied an ihren Arbeitsplätzen, während Akkordlohn und der scharfe Blick des Meisters für Schnelligkeit und unermüdliche Anstrengung sorgten.

Rosmarie Beier de Haan
11. November 2015

lo