Als Alldeutsche wurden die Anhänger einer Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen politischen Bewegung bezeichnet, die die Forderung nach Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins mit völkischen und imperialistischen Zielsetzungen verbanden. Hervorgegangen aus Protestbewegungen gegen den ihrer Ansicht nach für das Deutsche Reich ungünstigen "Helgoland-Sansibar-Vertrag" vom 1. Juli 1890 traten die größtenteils aus dem Adel sowie dem gehobenen Besitz- und Bildungsbürgertum kommenden "Alldeutschen" zur Ausweitung deutschen Einflusses und Lebensraums entschieden für eine imperialistische Kolonialpolitik und einen verstärkten Flottenaufbau ein. Zur Durchsetzung deutscher Weltgeltung propagierten sie einen aggressiven Nationalismus und die Förderung des Deutschtums im Ausland.
Im Juli 1894 wurden die Alldeutschen unter Mitwirkung von Alfred Hugenberg und Carl Peters im überparteilichen Alldeutschen Verband zusammengefasst, der bereits ab 1891 unter dem Namen "Allgemeiner Deutscher Verband" firmierte. In zahlreichen Propagandaschriften und vor allem in den "Alldeutschen Blättern" (1894-1939) forderte der Alldeutsche Verband im Ersten Weltkrieg ein extremes Annexionsprogramm zur Etablierung einer deutschen Hegemonialstellung in Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Seine rund 40.000 Mitglieder gehörten verschiedenen politischen Parteien an. Obgleich die Mitgliederzahl nie sehr groß war, entfaltete der Alldeutsche Verband, nicht zuletzt mit Hilfe seiner "Alldeutschen Blätter", eine rege nationalistische und antiliberale Propaganda und erzielte dabei bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine erhebliche meinungsbildende Wirkung.
Unter dem Vorsitz von Heinrich Claß agitierte der Alldeutsche Verband nach 1918 gegen die Weimarer Republik, forderte die Errichtung einer "nationalen Diktatur" und - mit stark antisemitischem Bezug - die Zurückdrängung "fremden Volkstums". Als Teil der nationalen Opposition beteiligte sich der Alldeutsche Verband 1929 zwar am Volksentscheid gegen den Young-Plan, gegenüber der nationalsozialistischen Massenbewegung verlor er gegen Ende der 20er Jahre aber zunehmend an Einfluss. Am 11. November 1931 schloss er sich der Harzburger Front an und verstärkte seine antirepublikanische Agitation. Im NS-Regime wurde der nunmehr wirkungs- und bedeutungslose Alldeutsche Verband zunächst geduldet und erst im Frühjahr 1939 aufgelöst.