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Automobile in der Weimarer Republik

In den ersten beiden Jahren nach dem Ersten Weltkrieg waren bei Automobilen fast nur Vorkriegsmodelle auf den Markt gebracht worden. Zu Beginn der zwanziger Jahre wuchs jedoch in Deutschland eine neue, leistungsstärkere Autogeneration heran. Mit der Motorisierung in der Weimarer Republik nahmen sowohl der Bestand als auch das Angebot an Fahrzeugen kontinuierlich zu. Deutsche Wagen genossen international einen hervorragenden Ruf. Automobilhersteller wie Maybach, Horch, Wanderer und Adler setzten ab den Zwanziger sowie die Bayerischen Motorenwerke (BMW) und Daimler-Benz ab den beginnenden Dreißiger Jahren Technik- und Sicherheitsmaßstäbe. Ihre neuesten Modelle konnten jährlich auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin bewundert werden. Beliebt waren in den zwanziger Jahren vor allem Cabriolets.

Die Adam Opel AG in Rüsselsheim führte als erster deutscher Hersteller das Fließbandsystem nach Vorbild der amerikanischen Ford-Werke ein. Im Mai 1924 begann die Serienproduktion des 4/12-PS-Opel. Der aufgrund seiner grasgrünen Farbe als "Laubfrosch" bekannte Zweisitzer wurde der populärste deutsche Kleinwagen der zwanziger Jahre. Ebenfalls ein Verkaufsschlager war der ab 1924 in Serie produzierte und im Volksmund "Kommißbrot" genannte Kleinwagen der hannoverschen Firma Hanomag. Mit seinen 10 PS brachte er es auf eine Maximalgeschwindigkeit von 50-60 Kilometer/Stunde. Der 2.300 Reichsmark teure Wagen verbrauchte auf 100 Kilometer im Schnitt nur Benzin für 1,50 Reichsmark.

Ebenso wie mit dem "Laubfrosch" wurde mit diesem kostengünstigen Modell verstärkt der Mittelstand als neue Käuferschicht angesprochen. Das Automobil verlor Anfang der dreißiger Jahre zunehmend seine Funktion als nobel ausgestattetes Prestigeobjekt der Oberschicht, zu dem häufig ein Chauffeur gehörte.

Arnulf Scriba
29. September 2015

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