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Bündische Jugend

Der um 1923 aufgekommene Begriff "Bündische Jugend" war eine Sammelbezeichnung für alle politisch unabhängigen und nicht konfessionellen Jugendbünde in der Weimarer Republik. Die größtenteils aus dem Bürgertum stammende Bündische Jugend versuchte als eigenständige Selbsterziehungsgemeinschaft, ihr Leben neben Elternhaus, Schule, Kirche und Beruf frei zu gestalten. Auf Wanderfahrten ins Grüne, in Lagern und auf Heimabenden suchten die Bünde mit ihren insgesamt etwa 50.000 organisierten Mitgliedern eine zumeist romantisch stilisierte Rückbesinnung auf Heimat und Natur ohne Alkohol und Nikotin sowie ein Alltagsleben abseits der bürgerlichen Konsumgesellschaft mit ihren Normen und Ausschweifungen.

Die Einzelbünde der Wandervogelbewegung bildeten den Hauptbestandteil der äußerst aktiven Bündischen Jugend. Ähnlich bedeutend war die in Deutscher Pfadfinderbund, Bund der Reichspfadfinder, Ringgemeinschaft deutscher Pfadfinder und Christliche Pfadfinderschaft gespaltene Pfadfinderbewegung. Anfang der zwanziger Jahre übernahmen zahlreiche Wandervogelbünde die Halstücher, Fahnen und Wimpel der uniformierten Pfadfinder. Beiden Bewegungen waren eine jugendlich bestimmte Führungsstruktur und ein starker Romantizismus gemein.

Aus dem Zusammenschluss verschiedener Pfadfinder- und Wandervogelbünde entstand 1926 der "Bund der Wandervögel und Pfadfinder", der sich im Jahr darauf in Deutsche Freischar (DF) umbenannte. Mit ihren 15.000 Mitgliedern bildete die DF den Kernbund der Bündischen Jugend. Wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schloss sich die DF Ende März 1933 mit anderen Jugendorganisationen zum Großdeutschen Bund zusammen. Als einer der ersten Jugendverbände wurde dieser im Juni 1933 vom NS-Regime aufgelöst.

Arnulf Scriba
14. September 2014

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