Als Zusammenschluss antifaschistischer Organisationen wurde die Eiserne Front im Dezember 1931 gegründet. Unter diesem Dach versammelten sich die SPD, die Freien Gewerkschaften, die Arbeiterturn- und Sportverbände und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, um eine gemeinsame Abwehrarbeit gegen den erstarkenden Nationalsozialismus zu führen. Das vordergründige Motiv für die Gründung der Eisernen Front war die Bildung der Harzburger Front rechtsradikaler Parteien und Verbände, die sich im Oktober 1931 gebildet hatte. Eine zentrale Rolle spielte die Eiserne Front in der Gestaltung und Koordination des sozialdemokratischen Wahlkampfes 1932.
Keine straff gegliederte Organisation
Die Harzburger Front als rechte Sammlungsbewegung zur Überwindung der Weimarer Republik bestand eigentlich nur auf dem Papier, da sich insbesondere die NSDAP keiner übergeordneten Struktur eingliedern wollte. Die Eiserne Front als linke Sammlungsbewegung zur Verteidigung der Republik war gleichfalls keine straff gegliederte Organisation, sondern „nur ein Name“, wie es der Gewerkschaftsführer Theodor Leipart (SPD; 1867–1947) artikulierte. Sie verfügte weder über einen eigenen Vorsitzenden, noch über eigene Mitglieder oder deren Beiträge. Angesichts der grassierenden Arbeitslosigkeit und des ohnehin hohen Organisationsgrades der sozialdemokratischen Anhänger wäre eine zusätzliche Beitragspflicht nicht sinnvoll gewesen. Die Eisernen Front diente mit ihren „Kampfausschüssen“, in denen auf lokaler und regionaler Ebene die beteiligten Organisationen vertreten waren, denn auch der Koordination zwischen den bereits bestehenden Organisationen, wobei insbesondere das Reichsbanner auf diese Weise wesentlich stärker als bisher eingebunden werden konnte.
Die Rolle des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
Das Reichsbanner war auf einer überparteilichen Basis organisiert und hatte auch zahlreiche nichtsozialdemokratische Mitglieder in seinen Reihen. Als Wehrverband vereinigte das Reichsbanner Männer, die sich – notfalls auch gewaltsam – für den Schutz der Republik einsetzen wollten und sich in ihrer Mehrzahl der SPD, der DDP oder dem Zentrum zugehörig fühlten. Daher konnten die Reichsbannermitglieder nicht einseitig zugunsten eines sozialdemokratischen Wahlkampfes auftreten. Otto Hörsing (SPD; 1874–1937), der Gründer und langjährige Vorsitzende des Reichsbanners, hatte stets auf diese praktische Seite der Überparteilichkeit Wert gelegt, um den Zusammenhalt des Reichsbanners nicht zu gefährden. Gleichzeitig hatte Hörsing seit dem Ende der 1920er Jahre zunehmend lauter versucht, seine eigenen Pläne für eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu bewerben, da er den demokratischen Parteien in dieser Hinsicht Untätigkeit vorwarf und sich so in einen Gegensatz nicht nur mit der SPD, sondern auch den Freien Gewerkschaften gebracht hatte, die seine Pläne ablehnten. Daher forcierte die SPD im Dezember 1931 die Absetzung Hörsings als Reichsbannervorsitzenden und seine Ersetzung durch Karl Höltermann (SPD; 1894–1955), der das spätere Gesicht der Eisernen Front werden sollte.
Wahlkampf für die SPD
Höltermann wurde als „technischer Bundesführer“ des Reichsbanners installiert, da er als wesentlich parteitreuer als Hörsing galt. Mit der Eisernen Front als loser Dachorganisation und Höltermann als neuem faktischem Vorsitzenden des Reichsbanners wurde die Millionenorganisation nun offen für die Wahlkampfarbeit der SPD eingesetzt, während bei Reichsbannerversammlungen in den Jahren zuvor stets zur Wahl von SPD, DDP oder Zentrum aufgerufen worden war. 1932 waren die Linksliberalen jedoch bereits weitgehend marginalisiert und im Zentrum arbeitete die Parteiführung auf eine schwarz-braune Koalition mit der NSDAP hin. Auch die liberalen und zentrumsnahen Reichsbannermitglieder unterstützten daher mehrheitlich das Bemühen die Eiserne Front. Vorhandene Versuche, etwa mit der Republikanischen Aktion, eine neue linksbürgerliche Bewegung aufzubauen waren 1932 vor enorme politische und organisatorische Hindernisse gestellt und dementsprechend wenig erfolgreich.
Das Wahljahr 1932 und der Dreipfeil
Die Eiserne Front hingegen startete mit viel Schwung in das Wahljahr 1932. Völlig neu war das ab Februar 1932 einheitlich verwendete Symbol der Eisernen Front: der Dreipfeil, welcher wahlweise den Kampf gegen die dreifache Bedrohung der Republik durch Nationalsozialismus, Kommunismus und Monarchismus symbolisierte oder für positive Werte wie Aktivismus, Disziplin oder Einheit stand. Visuell stellte der Dreipfeil einen Gegenentwurf zum Hakenkreuz der Nationalsozialisten dar, dessen Bewegungsrichtung der Dreipfeil entgegengerichtet ist und somit optisch den Vormarsch der NSDAP zerstört – so die Idee Sergei Tschachotins (1883-1973), dem Erfinder des Symbols. Der Dreipfeil war neben den überdimensionierten Eisernen Büchern, die zur öffentlichkeitswirksamen Spendensammlung dienten, das charakteristischste Element der Eisernen Front und wurde erstmals im Wahlkampf um die Reichspräsidentschaft eingesetzt, in dem auch die SPD den bisherigen Amtsinhaber Paul von Hindenburg als vermeintlichen Garanten für die Abwehr Adolf Hitlers unterstützten. Daher der Wahlspruch: „Schlagt Hitler, wählt Hindenburg“.
Eingebettet war der Dreipfeil in eine affektgeladene Propagandamethodik, welche auf die emotionale Vereinnahmung der Zuschauer abzielte und weniger auf die rationale Überzeugung mit inhaltlichen Wahlkampfsprüchen. Stets wurde die enorme Bedrohung der NSDAP in grellen Farben beschrieben und das Einheitsgefühl der demokratischen Kräfte betont. In einer Mischung aus spektakulären Massenaufmärschen, einen verstärkten Einsatz des Rundfunks, einer Allgegenwärtigkeit des Dreipfeils als Symbol der einenden Abwehr und anderen Methoden wollte man in der Eisernen Front dem NS-Wahlkampf in Sachen Reichweite und Modernität in nichts nachstehen. Auch ein einheitlicher Gruß wurde eingeführt („Freiheit!“), bei dem die geballte Faust straff nach oben gestreckt wurde. Im Gegensatz zur bisherigen Wahlkampfarbeit des Reichsbanners als reiner Männerorganisation stand auch die Einbeziehung und Adressierung von Frauen durch die Propaganda der Eisernen Front. Frauengruppen waren fester Bestandteil der Massendemonstrationen im Zeichen des Dreipfeils und durch zahlreiche, speziell auf Frauen ausgerichtete Flugblätter sollten ihnen die Gefahren des Nationalsozialismus vor Augen geführt und dessen vermeintliche Nähe zu einem ausbeuterischen Kapitalismus betont werden.
Fazit
Als Erfolg der Arbeit der Eisernen Front lässt sich verbuchen, dass der Propagandaarbeit der NSDAP eine ebenso starke Wahlkampagne entgegengestellt wurde. Allein bei der Präsidentschaftswahl im März und April 1932 wurden schätzungsweise 60 Millionen Flugblätter und Plakate durch die Mitglieder der Eisernen Front verbreitet und mit dem Dreipfeil wurde ein Symbol geschaffen, welches bis heute eine gewisse, selbst internationale Bekanntheit innehat. Problematisch erscheint in der Rückschau das uneingeschränkte Vertrauen auf eine affektgeladene Propaganda insofern, als dass inhaltliche Widersprüche hierbei völlig ausgeblendet wurden. So stand insbesondere der Wahlkampf für Hindenburg mit dem antikapitalistischen, antimonarchistischen Grundton der Eisernen Front nicht im Einklang.